Letztens hatte ich endlich wieder mal Gelegenheit, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Das war ja im vergangenen Jahr schon etwas eigenartig, aber nun sind die Menschen so weit, dass man wenigstens über den Gartenzaun hinweg wieder plaudert. So kam ich ins Gespräch mit einem jungen Mann, der kürzlich mit seiner Familie zu uns die Straße gezogen ist. Er habe eine Ausbildung zum Druckvorstufentechniker gemacht, hat er mir erzählt, habe aber dann eine Ausbildungsreihe im Internet hochgezogen, die so gut läuft, dass er sich nun selbstständig gemacht hat.
Das finde ich zwar sehr spannend, viel spannender aber war für mich der Druckvorstufentechniker, wo doch mein Vater jahrzehntelang in einer Druckerei gearbeitet hat. Damals hatte man noch Buchstaben zu setzen und kam manchmal mit von der Druckerschwärze gefärbten Fingern von der Arbeit nach Hause. Das Zeug war aber auch hartnäckig!
Heute ist alles anders! Natürlich wird immer noch auf diese Art gedruckt, doch übernimmt der Digitaldruck seit einigen Jahren die Führungsposition bei den Druckverfahren. Und so hat sich auch das Berufsbild des „Druckvorstufentechnikers“ verändert, für den der Umgang mit Computern unerlässlich ist. Früher nannte man diesen Beruf Typografiker oder Druckformtechniker und da sind wir dann wieder bei der Druckerschwärze 😉
Druckvorstufentechniker arbeiten in Druckereibetrieben, in Verlagsdruckereien und in Zeitungsdruckereien, sprich also überall dort, wo das Drucken im Vordergrund steht. In Österreich ist der Druckvorstufentechniker ein Lehrberuf mit dreieinhalb Jahren Lehrzeit und man lernt dort: „Text-, Grafik und Bilderfassung, die Bearbeitung mit elektronischen Datenverarbeitungssystemen, die Datenspeicherung und die elektronische Seiten- und Bogenmontage bis zur Druckplatten- und Druckformenherstellung“. Und mit dieser Ausbildung kann man dann überall arbeiten, wo gedruckt wird, vom Zeitungsdruck und Buchdruck bis hin zum Digitaldruck und der Druckveredelung.
Von einer Druckerei in Ried im Innkreis habe ich dann noch erfahren, dass zum Berufsbild auch das „Anfertigen von Druck- & Produktionsvorlagen für die Serienproduktion“ und das „Farbmanagement und Erstellung von farbverbindlichen Vorlagen“ gehört. Spannende Arbeitsbereiche!
Und was sagt mein neuer Nachbar dazu? „Ich arbeite lieber von daheim“, meinte der kurz und bündig. Und das verstehe ich auch irgendwie. Nächste Woche fahre ich wieder mit dem Fahrrad raus und hoffe, dass ich spannende Geschichten mit hierher bringe.
Euer Onkel Willi